Über 400.000 Besucher sind jedes Jahr fasziniert und erstaunt, wenn sich 
der endlos erscheinende Sandstrand von Berck-sur-Mer in ein Mekka der internationalen 
Drachenszene verwandelt. Wohl kaum ein anderer Ort auf der Welt steht für 
zehn Tage so sehr im Zeichen der Drachen wie der zirka 80 Kilometer südlich 
von Calais gelegene französische Badeort. Und natürlich war die gesamte 
Region auch zum 20. Jubiläum des Drachenfests wieder vom „Drachenvirus“ 
befallen.
Gerard Clement hatte als Organisator ein großartiges 
Programm unter dem Motto „Spektakel, Sport, Traum und Poesie“ zusammengestellt 
und 230 Drachenflieger, Lenkdrachensportler, Windgärtner, Luftbildfotografen 
und andere Liebhaber des Winds aus der gesamten Welt eingeladen. Die 6. Weltmeisterschaft 
im Lenkdrachen-Teamfliegen sollte daher nur einer der Höhepunkte sein.
 
Große Tradition
Der klangvolle Name Berck-sur-Mer 
weckt nicht nur die Hoffnung auf traumhafte Tage an der französischen Kanalküste. 
Damit verbunden ist auch die Erwartung, Neuigkeiten aus der internationalen Drachenwelt 
zu sehen und zu erleben. Nach der Winterpause in Europa bedeutet das Rencontres 
Internationales de Cerfs-Volants (RICV) für viele Drachenfreunde die Saisoneröffnung 
der wirklich großen Drachenfeste. Seit dem ersten Drachenfestival 1987, 
bei dem sich zunächst Luftbildfotografen aus drei Nationen trafen, hat sich 
das RICV von Berck bis zum heutigen Tag zu einem der weltweit wichtigsten Drachentreffen 
entwickelt. So wundert es nicht, dass sowohl der Entwicklungsgeschichte dieses 
Drachenfestes als auch der Luftbildnerei zum 20. Jubiläum jeweils ein eigenes 
Ausstellungszelt auf der Promenade gewidmet war. Diese Promenade, die Esplanade 
Parmentier, war auf etwa 800 Meter Länge zu einer Zeltstadt umgestaltet worden. 
Ausstellungen, Workshops, Drachenverkaufsstände, Sonderpostamt, Verpflegungsbuden 
und Werbestände verschiedener Regionen und Vereine luden, neben dem fantastischen 
Ausblick von der erhöhten Kaimauer auf den Strand, zum Flanieren ein. 
Zum 
ersten Mal wurde einer der weltgrößten Drachen, die Kuwait-Flagge, 
in Frankreich gezeigt. Dieser von Peter Lynn erbaute Flag-Kite hat eine Größe 
von 42 x 25 Meter und ist 7 Meter hoch. Über Schönheit kann man streiten, 
aber es ist schon imposant, wenn sich 2.500 Quadratmeter Spinnaker mit Wind füllen 
und als Drachen mit einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm an drei Bulldozern verankert 
in den blauen Himmel erheben. Die Begeisterung des kuwaitischen Teams unter der 
Regie von Andrew Beattie und Peter Lynn war natürlich groß. Im mittleren 
Aktionsfeld fanden die 6. Weltmeisterschaften im Lenkdrachen-Teamfliegen statt. 
Beeindruckend, wie ehrgeizig die 16 besten Teams der Welt über vier Wettkampftage 
mit den Widrigkeiten des Windes kämpften. In den Wettkampfpausen wurden hier 
immer wieder Show-Vorführungen der Teams gezeigt. Neben Mega-Teamfliegen 
und Revolution-Shows gab es sogar Tanzvorführungen zu Drachenflug. Egal, 
ob Ray Bethell mit seinen drei Lenkdrachen kunstvoll synchron flog, ob das französische 
Team FLIC bei jedem Wind mit ihren Revolutions spielte oder ob Flexifoil-Gespannflüge 
vorgeführt wurden, die Begeisterung des französischen Publikums für 
die Lenkdrachenshows war riesig.
Windgärten
Aber 
auch neben den Vorführflächen war der Himmel immer voller Drachen. Vielleicht 
lag es am Wind, aber der Trend zu stablosen Großdrachen war auffällig. 
Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch die wohl größte Ansammlung 
von sich ständig verändernden Wind- und Klanggärten. Kleingärtnern 
gleich pflegten und hegten die „Windgärtner“ ihre immer kunstvoller 
werdenden Objekte und Installationen, die bedingt durch Winderosionen fast täglich 
neu angeordnet werden mussten. So gab es auch für den regelmäßig 
vorbeischlendernden Betrachter ständig wieder etwas Neues zu entdecken. Witterungsbedingt 
musste zwar das Nachtfliegen von Samstag- auf Sonntagabend verschoben werden, 
dies tat der Teilnehmer- und Besucherschar jedoch keinen Abbruch. Und spätestens 
nach dem gigantischen Feuerwerk war klar, warum Gerard Clement auf das Jubiläumsfest 
gespart hatte. Auf einer Länge von zirka 800 Meter brannten am Strand bis 
zu zehn Feuerwerke gleichzeitig. Nicht zuletzt deswegen behalten wir die französische 
Gastfreundschaft gerne in Erinnerung und freuen uns, wenn wir zum 21. Rencontres 
Internationales de Cerfs-Volants im April 2007 wieder kommen dürfen.

Bei 
auffrischendem Wind können auch zentnerschwere Betonbodenanker ins Wandern 
kommen